BETTLEROPER


von Christoph Frick, Bernadette La Hengst und Ensemble

Fotos © Maurice Korbel


Sechs Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich sechs Wochen lang mit Geld, Existenzangst und Zufriedenheit beschäftigt. Unterstützt wurden sie dabei von Freiburger Experten: Christine-Sophie Arnold, Falko Gottsberg-Jakobs, Uli Herrmann, Dietrun Jochim, Jeannette Joseph, Georg Kaiser, Johanna Krause, Sonja Seelig, Hannes Moritz, Thomas Seifert und Wolfgang Steidel sind zum Teil ohne festen Wohnsitz, zum Teil Hartz-4-Empfänger, zum Teil Bauwagenbesitzer und zum Teil (ehemalige) Bettler oder Flaschensammler.

 

Sie alle formierten sich - angeregt durch die Musikerin Bernadette La Hengst, die auch die Songs eigens für diesen Abend geschrieben hat - zu einem ‚Bettlerchor’. Das Ergebnis dieser künstlerischen Konfrontation zeigt sich in einem Theatererlebnis der besonderen Art. Der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung war dabei genauso Arbeitsgrundlage wie die Theorien zum bedingungslosen Grundeinkommen, Hartz-4-Antragsformulare oder frei improvisierte Texte zum Thema Verzicht und Umverteilung.

 

Kann man gut betteln? Besser betteln? Was macht einen erfolgreichen Bettler aus? Was können Bettler von Schauspielern lernen und umgekehrt? Mit seiner »Beggar’s Opera« schuf der Brite John Gay im Jahr 1728 eine Parodie auf das Großbürgertum des merry old Georgian England und zugleich eine der berühmtesten Parodien der Theatergeschichte überhaupt. In seinem Sittenbild stellt er – entgegen der damaligen Konvention – nicht die Reichen und Schönen ins Zentrum, sondern die Armen am Rande der Gesellschaft. Genau diesen Menschen und Zuständen gilt auch das Interesse unserer Bettleroper.


Ein Wunder und große Theaterkunst ist es, wie aus den heterogenen Szenen, aus Diskussionen übers Betteln, aus Gesprächen über Einzelschicksale, aus Songs und Publikumsbefragungen, ein Ganzes wird. Hier zeigt sich, was Theater kann. SWR 2  (mehr)

 

Ein Hauch sozialer Utopie weht durch das Theater, auch in Christoph Fricks Inszenierung, die mit viel guter Laune zu einem neuen Miteinander auffordert. taz  (mehr)

 

Ist das ein Sujet fürs Theater? Kann man mit Politikerphrasen, Expertengeschwurbel und Amtsdeutsch eine Aufführung bestreiten, die doch bitteschön mehr sein soll als Kirchentag oder Kabarett? Und kann man Betroffene auf die Bühne stellen, ohne sie dem Voyeurismus anheim zu geben? Man kann, wenn der Abend so leicht, so spielerisch, so witzig und so »nüchtern« unbetroffen daherkommt wie dieser. Badische Zeitung  (mehr)

 

Verhandelt in dieser locker gefügten Szenenfolge werden Schlüsseltexte zur Wirtschaftskrise: Offizielle Politikerverlautbarungen treffen auf das reale Elend und menschenfremde Formulare auf Unverständnis. Es ist zum Ausrasten – und genau das tun sie auch auf der Bühne. Es ist zum Schreien – auch das passiert. Das Beste: Die Verarmten werden nicht missbraucht, um das eigene Elend nachzuspielen; sie werden nicht künstlerisch ausgenutzt zum Zwecke verstärkter Authentizität. Sondern es läuft umgekehrt: Die sechs Schauspieler haben sich ins Elend hineinbegeben, haben recherchiert, und herausgekommen sind sie mit der Angst, die viele im Publikum haben: Wann trifft es mich? Großer Applaus. Südkurier  (mehr)



Was macht einen erfolg-reichen Bettler aus? Was können SchaU-

spieler von BettlerN lernen und umgekehrt?



Regie: Christoph Frick

Bühne und Kostüme: Clarissa Herbst

Musik: Bernadette La Hengst

Dramaturgie: Carolin Hochleichter

 

Mit: Frank Albrecht, Christine-Sophie Arnold, André Benndorff, Anna Böger, Nicola Fritzen, Bettina Grahs, Dietrun Jochim, Jeannette Joseph, Bernadette La Hengst, Melanie Lüninghöner, Johanna Krause, Sonja Seelig, Falko Gottsberg-Jakobs, Hannes Gotzes, Uli Hermann, Georg Kaiser, Hannes Moritz, Wolfgang Steidel

 

Premiere 23.1.2009

Theater Freiburg