11.12.2017

„Neun Dresdner Bühnenbürger spielen Glücksgladiatoren in ‚Abgezockt‘. Ein kurzweiliger Abend basierend auf Erfahrungen der Darsteller als Betrüger wie Betrogene, die sie „entweder selbst gemacht oder sich für die Dauer des Abends von bekannten und unbekannten Personen ausgeborgt haben“.
Das klingt teils sehr authentisch – wie etwa jene von Marina Holm, Jahrgang 1951 und Bitterfelderin Lehrerin, die nach der Wende ihr Geld bei Ingo schwarz in Amsterdam anlegte. Oder, wenn Thomas Hoegg das Bekanntenprinzip als Schneeballvariation beim Telekom-Verträge-Verticken erläutert. Sehr amüsant auch der stets stolpernde und offenbar schmerzfreie Uwe Delkus, der seine Geschäftsideen aus dem Off seines Metallspindes als Maschinen- und Anlagenmonteur erhält und dann als Finanzdienstleiter – fast ganz oben – den roten Teppich auf der Karrieretreppe zur Strafe ganz runter rollt. Torsten Behr spielt ebenso mit bemerkenswerter stimmlicher Präsenz und ohne Scheu wie Katja Wendrich.
Es entsteht, in sorgsamer Obhut des professionellen Umfeldes der Bürgerbühne als Institution, ein warmer, anrührender Abend.
Clara Netzschwitz – als elfjährige Freitalerin als rosarotes Küken die einzig Unschuldige im Reigen der nunmehr Ellenbogengeschulten – lernt erst unwillig, später sehr gut das systemimmanente Böse in all seiner Transzendenz und wird am Ende alle erstaunlich abzocken. Wie genau? Das ist bitteschön selbst zu eruieren.
Ihr obliegt auch der Kommentar zur anrührendsten Szene, die nur Bürgerbühnenbürgern gelingen kann: Denn es werden anhand privater Fotos – jeweils beginnend im elften Lebensjahr als kleinster gemeinsamer Nenner – die Biografien aller Beteiligten kurz, aber liebevoll beleuchtet.“
Dresdner Neueste Nachrichten, Andreas Herrmann

11.12.2017

„Man weiß nicht immer, welche Gaunergeschichte selbst erlebt oder von einem anderen geborgt wurde; die Theatermacher haben sogar mit Gefangenen der JVA Zeithain gesprochen. Erstaunliches, Beängstigendes kommt zutage. Wie man Geld macht mit krummen Internetdeals. Wie man Schufa-Einträge fälscht. Wie man sich bereichert durch geplanten Pfusch am Bau. Sage keiner, von Theater sei nichts zu lernen. Es gehört Mut dazu, das eigene Gesicht bühnenöffentlich mit Lug und Trug zu verknüpfen.“
Sächsische Zeitung, Rafael Barth

11.12.2017

„Die Sprüche von Autohändlern, Kaffeefahrtveranstaltungen und Konsorten kennt man. Sie werden von den Darstellern zu Beginn der Inszenierung (Regie: Christoph Frick) schonungslos offengelegt und man ertappt sich dabei, das alles gar nicht so schlecht zu finden. Dabei glaubt man doch, die Abzockmethoden zu kennen.
Durchweg engagierte Darsteller. Eine mal witzige, mal traurige, aber stets realitätsnahe Collage über falsche Glücksversprechen und Erfolgsverheißungen, denen das Scheitern schon immer innewohnt.“
Dresdner Morgenpost, Heiko Nemitz